18. September 2016 - zuletzt aktualisiert am 4. März 2021 Von Chris G. 0

Von der Wildwiese zum Gemüsebeet: ein Plan, Geduld und wenig Arbeit

Pappe auf gemähter Wildwiese ausgelegt und mit Ziegelsteinen beschwert (Foto: icke)

Ich liebe die Erschließung neuer Beetflächen, beinahe so wie guten Kompost anzusetzen und mit Staunen die Umwandlung in den wundervollen (Wurm)Humus zu erleben. Und dabei mag ich es, weitgehend oder ganz ohne Maschinen auszukommen und so ganz mit der Natur im Einklang zu arbeiten.

Die Umwandlung von “wildem Acker” in ein Gemüse- oder Staudenbeet ist auf unserem Land nicht gerade der leichteste Job. “Unkräuter” wie Sauerampfer, Brennessel und eine Art Riesenquecke machen es auf die Schnelle praktisch unmöglich, mit geringem Aufwand neue Flächen zu erschließen. Da bliebe nur das im schweren Boden sehr mühsame Aufgraben und händische Entfernen aller Wurzeln – hatten wir schon, danke.
Weil das Gärtnern nun auch Freude machen soll, habe ich in den letzten Jahren ausgetüfftelt wie es geht. Das Schöne an dieser einfachen wie effektiven Methode ist, dass die anfallende Mahd wegen ihrer groben und abwechslungsreichen Beschaffenheit sehr gut als Mulchmaterial für junge Bäume und Sträucher und – man staune – sogar samt reifer Samen für den Kompost geeignet ist. Dazu komme ich später.

Was ich zur Erschließung brauche:

  • einen Plan für das kommende Jahr, welche Fläche erschlossen werden soll
  • dicke Pappe großer Kartons (z.B. Umzugskartons oder von Lieferungen, ohne verstärkende Kunststofffasern), genügend für die ganze Fläche plus ca. 20%
  • alte Ziegelsteine oder schwere Bretter als Beschwerer für die Pappe
  • wenn zuerst abgemäht wird (Rohstoffbedarf), dann noch eine gute Sense – ich selbst nutze eine Handsense für Wildwiesen von Schröckenfuchs

So wird aus Wildwiese ein Gemüsebeet

Bei Bedarf an gutem Mulch- oder Kompostrohstoff, also fast immer, mähe ich nach Regen oder Beregnung den Bereich komplett mit der Handsense ab und entferne die Mahd von der Fläche. Sonst schreite ich den Bereich gründlich ab und drücke dabei alles auf den Boden. [*Achtung, umgebrochene / abgemähte, noch stehende verholzte Stengel wie von Rainfarn sind wie kleine Spieße! Die durchstechen neben leichten Schuhsohlen (gut, wenn man dann MMS da hat, mhm) auch locker jede Pappe – also bitte den Bereich absuchen und ggf. alles raus reißen oder ausgraben.*] Dann lege ich ausgeklappte Pappkartons auf die gesamte Fläche aus. Dabei müssen die Kartons sich ein gutes Stück überlappen, damit die Wildgräser und -kräuter nicht doch durch schlüpfen. Etwa 20cm genügen in der Regel. Nun kommen alte Ziegelsteine sinnvoll auf die Pappe verteilt, siehe Bild. Das Ganze lasse ich nun vom frühen Herbst bis Anfang/ Mitte April so liegen. Dann wird die Pappe abgenommen und einige Tage gewartet. Vögel und andere Tiere kommen und futtern viele der Samen und nun frei liegende Schnecken und Insektenlarven weg, so dass ich anschließend weniger Ärger mit “Unkraut” und Fressschäden habe. Der Nahbereich um die Fläche sollte übrigens kurz gemäht bleiben, damit Schnecken fern bleiben und Wurzelkräuter wie Brennnessel und Quecke nicht von außen wieder eindringen können – so bleibt die spätere Pflege des entstandenen Beets auch einfacher. Es kommt nun noch je nach Bedarf mehr oder weniger Kompost eingearbeitet und fertig ist das neue Gemüsebeet, Blumenbeet oder Staudenbeet.

Es gibt noch eine alternative Methode, bei der auf die Pappe die anfallende Wiesenmahd aufgelegt wird, was zur schnelleren Verrottung der Pappe und zur Bodenverbesserung führt. Auch dabei wird die Fläche dann aber noch vor dem Bepflanzen frei gelegt. Der Eintrag von Samen ist hierbei leider spürbar höher, dafür ist der Boden auch ohne Kompostbeigabe recht humusreich.

Wildwiese vor der Mahd (Foto: icke)

Wildwiese nach der Mahd (Foto: icke)

Pappe auf gemähter Wildwiese ausgelegt (Foto: icke)

Wiesenmahd als schützender Mulch um Aprikosenbäumchen (Foto: icke)

Wiesenmahd als schützender Mulch um Feigenbäumchen, darum ausgelegte Pappe für Beetvorbereitung (Foto: icke)

Erfahrungsgemäß treiben nach einem halben Jahr noch einige Pflanzen aus, wie Sauerampfer und Quecke, doch das lässt sich gut kontrollieren. Wer ganz freien Boden braucht, kann auf Hühner oder Schafe zurück greifen. Da kann der NaBu vielleicht helfen, wenn man keine Kontakte hat, der Besuch in einem Gartenforen im Internet lohnt sicher auch.

Wiesenmahd im Kompost – so wirst du die lästigen Samen los

Jauche aus Wiesenmahd nach etwa 10 Tagen (Foto: icke)

Die Idee kam mir schon mal vor einiger Zeit und beim Lesen eines Buchs über Biogärtnern wurde ich kürzlich daran erinnert. Es ist wie beim normalen Ansetzen einer Brennnesseljauche, nur braucht es etwas mehr Zeit. Die Wiesenmahd kommt in eine (Regen)Tonne gestopft und dann wird randvoll mit Wasser befüllt. Das Ganze reift schnell, aber wird laut Buch ein bis zwei Monate stehen gelassen. Ich denke, nur so ist die Umsetzung der Samen auch sicher gestellt. Es kommt dabei wohl auf den Versuch an, welche Wildpflanzensamen jeweils wie lange durchhalten, bis die entstandende Jauche sie überzeugt hat :). Wenn alles fertig ist, wird die wertvolle Wildpflanzenjauche als Starter im Kompost und verdünnt als Flüssigdünger für Garten- und Topfpflanzen verwendet. Die übrig bleibende, nicht mehr ganz so frisch ausschauende Mahd kommt nun auf den Kompost und verrottet vergleichsweise schnell.

Tipp: Gleich 2 oder drei 200l-Tonnen einplanen, damit sich die Menge für den Kompost auch lohnt. Dabei orientiere ich mich an einem m² Grundfläche für den Kompost.

Noch ein Tipp für Gartenteichbesitzer: Fadenalgen sind auch ein wertvoller Rohstoff für den Kompost oder zum Untergraben für anspruchsvolle Pflanzen, das kann ich aus Erfahrung bestätigen.