18. September 2016 - zuletzt aktualisiert am 17. August 2021 Von Chris G. 4

Braunfäule an Tomaten – ermutigende Feldversuche

Reife Tomaten, Freiland, Stand 2016/08 (Foto: Anja)

Tomaten sind lecker, gesund und bei und in der Regel leider wenig für das Freiland geeignet. Zu schnell greift die gefürchtete Braunfäule nach Regen auf Blätter und Früchte über und kann so in wenigen Tagen ganze Ernten vernichten.

Feldversuche 2015 und Folgejahre. Spätestens die Septemberregen 2015 gaben in den letzten Jahren den meisten Versuchspflanzen den Rest, selbst bei den Wildtomaten war es bis Mitte Oktober restlos vorbei. Das ist dank einiger Hilfsmittel schon besser als früher, doch erst ab 2016 sind mir wirklich gute Ergebnisse gelungen, weiterhin ganz ohne konventionelle Spritzmittel. Es geht dabei vorrangig um die Pflanzenhomöopathie und den oft diskutierten Kupferdraht (allerdings modifiziert), um Tomaten vor der Braunfäule zu schützen.

Versuche mit Tomatenpflanzen

Standorte 2017
Beet
Düngung: Der Boden um die Versuchspflanzen wurde vor Pflanzung einmalig mit Humus und später 4mal mit verdünnter Brennnesseljauche gedüngt. Der Boden im Beet ist noch recht schlecht, nur oberflächlich bearbeitet, darunter vergleichsweise armer, trockener, lehmiger Boden (gr. Eiche steht paar Meter dahinter). Einmal im Jahr, also nun das zweite mal seit Erschließung des Bereichs, wird mit Bodendoktorpflanzen gesät. Der Standort ist vollsonnig und steht voll im Wind, so dass die Pflanzen bei jedem Regen volles Haus geliefert bekamen, schonungslos. Dieses Beet war der Hauptbereich im Vergleichstest zwischen Kupferdraht und Homöopathie.
Kastenbeete frei
Die stehen weiter hinten im Garten, vollsonnig, ungeschützt im Wind, doch mit weit besserem Boden und natürlich auch deutlich höherer Bodentemperatur.
Kastenbett geschützt
Steht weiter vorn, vollsonnig, recht windgeschützt. Nur eine Wildtomate mit beeindruckender Größe, Vitalität und auch Mitte November (!) noch grün, nahezu gesund und weiter mit Fruchtbehang (Geschmack aber fade, es ist kaum sonnig und es ist nachts schon kalt, teil 3°C und es regnet immer wieder.

Kupferdraht gegen Braunfäule an Tomate

Kupfer gibt bei feuchter Umgebung durch einen elektrolytischen Prozess Ionen ab, die auf Algen, Pilze, Bakterien stark giftig wirken. Da diese Wirkung auf komplexere Pflanzen geringer ausfällt, kann das im Gartenbau genutzt werden.

Die Braunfäule an Tomaten wird von einem Pilz verursacht.

Der Braunfäule-Pilz Phytophthora infestans ist ein Algenpilz. Viele Algenpilze leben im Wasser. Der Braunfäule-Pilz aber hat sich für die Lebensweise auf dem Land entschieden. Dennoch braucht auch er zum Überleben und zur Vermehrung Wasser und verträgt keine übermäßig hohen Temperaturen. So knapp über 20 °C sind optimal für seine Entwicklung.
Phytophthora infestans ist ein Pilz mit einer rasanten Vermehrungsrate. Schon Tage nach der Infektion, z. B. eines Blattes, streut er bei günstigen Bedingungen Zoosporen aus, die weitere Pflanzenteile befallen.
Bald wachsen aus den infizierten Stellen mehrfach verzweigte, ästchenartige Sporenträger, die an ihrem Ende oval-tröpfchenförmige Sporangien tragen. Diese aufsitzenden Sporangien sind nur etwa 0,03 Millimeter groß. Mit bloßem Auge erkennt man einen feinen, weißlichen, schimmelartigen Belag.
http://www.tomaten.de/tomatenkrankheiten/kraut–und-braunfaeule.html

Grund genug, den Kupferdraht ins Spiel zu bringen!

Ob der Kupferdraht nur nach (saurem) Regen oder durch den PH-Wert innerhalb des Tomatenstängels Ionen abgibt, weiß ich derzeit nicht.

Anleitung:
Man nehme ein Stück Kupferdraht, etwa so dick wie aus dem guten alten Kooxial-Antennenkabel (ca. 1mm-1,5mm) – passende Drähte gibt es auch im Handel, meterweise oder von Rolle (ohne Isolierung spart Arbeit). Der Draht wird auf ein Stück von ca. 6cm geschnitten (mit Erdung länger, siehe weiter unten) und an einem Ende per Feile zugespitzt. Dieses präparierte Drahtstück wird mit dem spitzen unten vorsichtig durch den Stängel der Tomatenpflanze gestoßen.
Interessanterweise sieht die Testtomate, die in einem unserer Kastenbeete steht, sogar gesünder aus als die im Gewächshaus. Und ich habe, weil der Regen auch dieses Jahr die sommerliche Mark Brandenburg nicht so reich beschenkte, die gute Pflanze mit frischem, richtig kaltem Brunnenwasser mehrfach von oben hemmungslos begossen – in der Mittagshitze bei etwa 30 Grad im Schatten. Ich will es halt immer wissen. Wie es der Pflanze heute geht, zeigt das tagesaktuelle dritte Bild.

Ein Stück Kupferdraht zur Vorbeugung gegen die Braunfäule an Tomaten (Bild: icke)

Ein Stück Kupferdraht zur Vorbeugung gegen die Braunfäule an Tomaten (Bild: icke)

Tomate, Freiland, frei von Braunfäule auch nach mehrfachem Regen und Bespritzen mit kaltem Brunnenwasser, Stand Mitte September

16. Oktober, nach vielen Tagen und Nächten mit kühlem bis kaltem Regen

16. Oktober, nach vielen Tagen und Nächten mit kühlem bis kaltem Regen

Kupferdraht-Versuche 2017: Diesmal ist der Draht geerdet

Habe für die neuen Versuche Drahtstücke von ca. 8-10cm Länge genommen und diese mittig so auf 90 Grad gebogen, dass nach dem Durchstechen in den Stängel der Draht weit genug hinab recht um geerdet zu werden.
Durch die Erdung soll ein leichter galvanischer Effekt entstehen, bedingt durch verschiedenen PH-Wert von Boden und Tomatenpflanze und damit den Ausstoß von Kupferionen etwas erhöhen. Ich bin gespannt.
Parallel dazu laufen andere Versuchspflanzen mit einem homöopathischen Mittel und andere hingegen ohne alles. Der reiche Regen seit Juni macht die Versuche wohl aussagekräftiger als im letzten Jahr.

Weitere Gedanken:

  • Der Zeitpunkt ist eventuell ein Faktor, ich steche bisher meist im Mai oder Juni.
  • Vielleicht muss man den Stich in der Saison auch wiederholen, wenn die Pflanze eine bestimmte Größe erreicht oder erste Symptome zu sehen sind (meist an den unteren Blättern, also gut entfernt von den zuerst zu erntenden Früchten).
    Weitere Stiche (die einige Wochen später hinzukommen, für eine frische Reaktion am Kupferdraht, denn die vorher gesetzte Wunde verheilt ja wieder) würde ich dann etwas höher ansetzen, der Draht müsste entsprechend länger sein.
  • Die Drähte müssen dann untereinander wohl nicht direkt verbunden sein.

Kupferdraht auf ca. 12cm Länge zugeschnitten

Kupferdraht fertig zugespitzt und gebogen (neuer Versuch 2017 mit Erdung)

Kupferdraht in Tomatenstengel gestoßen und geerdet (neuer Versuch 2017 mit Erdung)


Versuche ab Juni: Homöopathisches Mittel Thuja C30,
parallel zu Kupferdraht und ohne Behandlung

Das Präparat Thuja C30 als pilzvorbeugendes Mittel wurde an einigen Pflanzen verabreicht, die keinen Kupferdraht im versuch erhielten (siehe oben). Etwa alle 14 Tage wurde das Mittel vorbeugend mit Gießwasser ausgebracht.
Die übrig gebliebenen Pflanzen ohne Behandlung waren zum weiteren Vergleich geeignet, allen voran Wildtomate und die Sorte “Ochsenherz”.

August
Bisher ist nicht viel zu sehen, außer dass zwei der unbehandelten Pflanzen an den unteren Blättern etwas Braunfäule haben, während die Pflanzen mit Thuja C30 bzw. Kupferdraht fleckenlos da stehen.

10. September
Der Blick auf unser Tomatenbeet verrät schon, dass es den Pflanzen im Ganzen gut geht und, obwohl unsere ersten Sämlinge ja nichts wurden und wir recht spät neu säen mussten, noch einiges an weiterer Ernte zu erwarten ist. Im Vergleich: Tomatenpflanzen bei unserer Schwägerin, Tomatenzelt und Freiland.
Habe wegen anderer Baustellen die Behandlung mit Thuja C30 ab Mitte September eingestellt, was die Versuchsergebnisse leider etwas verfälscht und die Homöopathie hier nicht so gut wegkommt, wie es sonst vielleicht möglich gewesen wäre. besonders am Mitte September wären weitere Behandlungen wirklich sinnvoll gewesen, na was soll’s.

06. Oktober
Langsam kriecht die Braunfäule hier und da sichtbar in einige Pflanzen. Kakao und Ochsenherz haben Schäden am Blattwerk, doch noch nicht an den Früchten, welche weiter ausreifen. Wildtomate macht sich wie immer recht wenig aus dem Wetter und Grüne Zebra überrascht mit einer neuen Härte, ebenfalls reifen hier noch Früchte aus.

11. Oktober
Die letzte unserer kleinen Ernten mit genügend Früchten für die Zubereitung. Hier und da folgen noch reife Früchte, an der Wildtomate auch bis Mitte November, doch lohnt der Geschmack keine Ernten mehr. Wie immer wird erst der Frost die Pflanzen dazu überreden, für dieses Jahr Schluss zu machen. Wildobst ist eben vitaler als jede Zuchtsorte.

Sorten:
Ochsenherz: sehr gute Reaktion auf Kupferdraht, gute auf homöopathisches Mittel. Ganz ohne Behandlung immer noch gutes Durchhaltevermögen, aber weniger Ernte (kleinere und weniger Früchte, langsameres Ausreifen).
Grüne Zebra: Nur mit Kupferdraht getestet, daher kein Vergleich in dieser Saison möglich. Im Vergleich zu früheren Jahren ist jedoch die Empfindlichkeit gegenüber Regen und Kälte gesunken sowie die Ernte besser, und das in diesem Regenjahr im Freiland statt wie früher unter Dach.
Kakao: Deutlich empfindlicher gegenüber kühlem Regen, was am Oktober dann auch durch Braunfäule sichtbar wurde. Insgesamt etwa gleich gut angeschlagen auf die Behandlung mit Kupferdraht und homöopathischem Mittel.
Wildtomate: Gute Reaktion auf Kupferdraht und homöopathisches Mittel gleichermaßen, braucht bei letzterem wenig Nachbehandlung wie es scheint. Am windgeschütztem Standort wie bei allem Tomaten bessere Ergebnisse, vor allem im wärmeren Kastenbeet.

Eine vollständige Dokumentation liefere ich derzeit nicht, ist alles viel Arbeit und es waren auch 2017 einfach zu viele Baustellen in meinem Leben.

Geerntet haben wir Mitte August bis Mitte Oktober, alles danach (fast nur Wildtomate) kam zwar noch recht reichlich, aber mit fadem Geschmack).
Hier noch einige Bilder zu den Tomaten:

Unser Freiland-Tomatenbeet 02.09.17

Ochsenherz ohne Behandlung, 02.09.

Ochsenherz mit Homoöpathie,, 10.09.

Ochsenherz mit Kupferdraht, 10.09.

Grüne Zebra mit Kupferdraht, 02.09.

3x Kakao: Homöop., Kupfer, Hom. 02.09.

kleine Ernte Ende September

Wildtomate im Kastenbeet, 10.09.

Schwägerins Tomatenzelt Anfang Oktober, so sah es meist überall aus, selbst in Tomatenzelten und oft schon Anfang September. Deutlicher geht ein Vergleich kaum!

Hier noch ein paar von Schwägerins Freiland-Tomaten, Anfang Oktober

Zurück zu unserem Freilandversuch: Kakao mit Kupferdraht, 06.10.

Kakao-Tomate mit Homöopathie, Braunfäule, bringt noch Früchte, 06.10.

Andere Kakao-Tomate mit Homöopathie, 06.10.

Ochsenherz-Tomate mit Homöopathie, 06.10.

Ochsenherz ohne Behandlung, 06.10.

Grüne Zebra mit Kupferdraht, 06.10.

Sämling mit Homöopathie, 06.10.

Über weitere Versuche mit der Homöopathie für Pflanzen berichte ich in übrigens diesem Beitrag: Homöopathie im Garten.

Fazit
Das homöopathische Mittel Thuja C30 kann die Braunfäule an Tomaten ganz offensichtlich prima in Schach halten, ebenso der geerdete Kupferdraht. So sind Wuchs, Blattgröße, Fruchtbildung, -größe, Erntezeitpunkt bei feuchter und nasskalter Witterung deutlich günstiger als ohne Behandlung ausgefallen. Die Anwesenheit der MSQ Devara im Garten bringt eine gute energetische Basis mit, spezielle Pflanzenkrankheiten brauchen jedoch gezielte Unterstützung.
Die homöopathische Behandlung sollte bis ca. 2 Wochen vor der letzten Ernte weiter geführt werden, würde ich vorsichtig schätzen. Der viele Niederschlag hatte die Wirkung nach verfrühtem Behandlungsstop doch recht schnell herab gesetzt.
Der Einsatz des geerdeten Kupferdrahtes hat generell gut bis sehr gut gewirkt, wobei ein erneuter Stich im September, bei uns also mitten in der Ernte, vielleicht sogar noch bessere Ergebnisse erzielt hätte.
Alle Pflanzen ohne Behandlung, zumindest die Edelsorten, haben im Vergleich zu Kupferdraht und Homöopathie sichtbar schlechter abgeschnitten, doch im Vergleich zum regionalen Umland gar nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass unser Tomatenbeet frei im oft fallenden Regen stand und unser Garten extrem windreich liegt. Und mit der MSQ-Energie im Garten meckern wir ja eh auf hohem Niveau.

Update 15.11. Die Wildtomate hat es nun erwischt, war wohl kalt in den letzten Nächten. Habe eine letzte Tomate ehrenhalber vom Strauch gepflückt und “genossen”, sie war voll intakt. Damit ist unsere Tomatensaison 2017 offiziell beendet.

2019: Kleines Update zur Braunfäule an Tomaten

Nach einigen heftigen Regengüssen sind die Tomaten an den untersten Rispen aufgeplatzt (Sorte: Herzfeuer, Freiland, diesmal bei >Gärtnerei Gentz gekauft und nicht selbst gesäht). Alle Wunden sind ausgeheilt, keine Fäule – siehe Foto. Auch an den Blättern sind nur wenig Symptome zu sehen. Die Pflanzen haben wieder den Kupferdraht bekommen.
Die Sämlinge, die von allein im Garten kommen, erhalten dieses Jahr keine besondere Behandlung mehr und ich bin gespannt, wie sie sich schlagen. Allgemein gilt bisher aus Erfahrung: Je kleiner die Frucht, desto umempfindlicher.

Braunfäule an Tomaten & der Feldversuch mit Kupferdraht –
Danke, Heinz Erven!

Den Tipp für die Methode erhielt ich nämlich beim Lesen eines Buchs vom deutschen Gärtner, Forscher und Pionier Heinz Erven, der in Remagen lebte. Es war “Mein Paradies”, glaub ich. Darin beschrieb er, wie er mittels in Stengel getriebenen Kupferdrahtstücken die (Freiland-)Tomaten Jahr für Jahr auch bei kühlem Regen erfolgreich in die Ernte brachte, von Braunfäule keine Spur.

Ich gehe davon aus, dass ein geeignetes homöopathisches Mittel auf Kupfer basiert.

Über Heinz Erven in Wikipedia:


“…Er bewirtschaftete bei Remagen am Rhein ein 6,5 Hektar großes Gelände und arbeitete seit 1948 ohne jeden Einsatz von salzhaltigen Düngemitteln und ohne Herbizide, Insektizide oder Fungizide. Heinz Erven nannte dieses Gelände „Paradies“ in der Absicht, aus unverdorbener Erde Erzeugnisse heraus zu holen, die der Gesundheit dienen, ohne den Einsatz von fragwürdigen, teils bedenklichen Agrarchemikalien, unter Beibehaltung der Dauerfruchtbarkeit des Bodens.

1959 eröffnete Erven auf dem Gelände eine „Private biologische Versuchs- und Lehranstalt“, die erste dieser Art in Deutschland, über die in mehreren Zeitschriften berichtet wurde. Heinz Erven hielt seit etwa 1970 in den Wintermonaten Vorträge in der Schweiz, in Österreich, Liechtenstein, Belgien und Holland. 1971 berichtete Oswald Hitschfeld (1904-1993; Landwirt, Landwirtschaftsberater, Buchautor) in einem Buch über Ervens Paradies. Die zweite Auflage des Buches erfolgte 1976.

Die Einstellung Ervens zu Wissenschaften und Universitäten verdeutlicht er im Vorwort seines Buches Mein Paradies (1981): „Umfassenderes lernst Du in den Wäldern als in Büchern. Holz und Steine lehren Dich, was Du von den Professoren nicht hören kannst.“ (zitiert nach dem lat. Original von Bernhard von Clairvaux). Das Zitat erhielt Erven in einem Brief vom 16. Juli 1977 von Heinrich Carl Weltzien, Direktor und Professor am Institut für Pflanzenkrankheiten in Bonn, der kurz zuvor die Private biologische Versuchs- und Lehranstalt besucht hatte…”
>> Quelle und Artikel

Links:
Die Braunfäule an Tomaten und der Anbau widerstandsfähiger Sorten