Naturprojekt Oase Goldammer, Teil 1 (Ein Stück Platte)

Die Goldammer gab uns die Inspiration für die Namesgebung unseres Naturprojektes

Mit einer ca. 8000m² großen Fläche und auf der Glindower Platte gelegen, charakterisiert eine Mischung aus wilden Bereichen mit Wiesen-, Baum- und Strauchbestand, (entstehenden) Wildobsthecken, kultiviertem Gartenland und kleinem Forschungsprojekt das Fleckchen Erde, das wir “Oase Goldammer” nennen.

Nachhaltigkeit, Respekt und Liebe für die Natur tragen ebenso wie der Wunsch nach einer zumindest teilweisen Selbstversorgung unser Naturprojekt. Die Entdeckung neuer (oder vergessener) Möglichkeiten eines friedlichen, gegenseitig Nutzen bringenden Miteinanders mit den Geschöpfen der Natur verlangt oft viel Vertrauen, Mut und Geduld.

Gelegen in einer Art Niemandsland zwischen hiesigen Obstplantagen liegen einige Hektar Land, dort oben auf der “Glindower Platte” sind Anja und ich seit 2013 “stolze Landbesitzer”.

Die ökologische Insellage sowie der mir bis dahin unbekannte und hübsche wie sympathische Singvogel “Goldammer” brachte mich übrigens auf die Namensgebung “Oase Goldammer”: Eine Biotop-Oase oder Allein unter Bauern 😉

Das Land auf unserem ca. 1ha großen Stück war vor wenigen Jahrzehnten noch eine Obstplantage, wie bei Bodenarbeiten entdeckte Wurzelreste zeigten. Größtenteils ist der Boden durch den hohen Lehmanteil mittelschwer bis schwer, nur wenige Ecken sind etwas sandiger. Die nicht nachhaltige Bewirtschaftung damals brachte mit Bodenverdichtung und chemischer Keule eine leider sehr einseitige Folgevegetation hervor, dominiert von der nahezu alles erstickenden Quecke, weiter wachsen vor allem Goldrute, Rainfarn und einige wenige Baum- und Straucharten von allein. Die Tierwelt war ebenfalls entsprechend überschaubar in ihrer Vielfalt.

Nach einer monatelangen Maht oder Freigraben von Bodenstellen allerdings offenbart sich ein anderes Bild; die Samen von Mohn, Natterkopf und anderen Pflanzen sind geduldig.

Auf einer Ungeraden zum Glück

Wie wir zu dem Land kamen, ist recht lustig. Seitdem wir dank Anjas Eltern einige Jahre eine kleine Ecke in ihrem Kleingarten bewirtschaften durften und mehr wollten, waren wir auf der Suche nach eigenem Gartenland bislang erfolglos gewesen. Ein Kleingarten kam für uns nicht in Frage, was die Suche erschwerte.

2009 dann endlich zeigte sich ein Silberstreif am Horizont. Die HGW, eine hiesige Liegenschaftsverwaltung, verpachtete einige Flurstücke zwischen Obstplantagen irgendwo hinter Glindow. Auf den Trichter kamen wir durch einen Freund: Eine Pächterin, die er durch das gemeinsame Hobby der Imkerei kannte, zog aus unserer Gegend weg und suchte einen Nachpächter. Doch das besagte Flurstück sollte nicht unseres werden, da eine Familie schneller war. Eigentlich passte es so, denn durch meine Idee mit der Wurmkompostierung benötigten wir eh etwas mehr Platz. Kurzerhand erkundigten wir uns bei der HGW nach dem noch freien Gelände nebenan. Es wurde ein Pachtvertrag geschlossen und noch im Herbst begannen wir mit der Erschließung.

Allerdings wurde durch ein Missverständnis die Zaungrenze versehentlich zu weit über die nicht klar definierte Grenze zum nächsten Nebengrundstück ausgedehnt, was die ersten Jahre aber niemanden zu stören schien. 2013 sollte sich das ändern. Denn eines schönen Sommertages stand ein Bekannter der Besitzerin des besagten Nebengrundstücks vor unseren Toren und fragte freundlich nach unseren Absichten und erklärte uns den Grenzverkauf. Sprich: Wir hatten deutlich zu viel eingezäunt und das war so eigentlich nicht okay. Doch nach den ersten panischen Herzschlägen kamen wir super ins Gespräch über natürliche Bewirtschaftung, Permakultur, Naturliebe im Allgemeinen. Daraus entwickelte sich zu unserem großen Glück die Gelegenheit, die ebenfalls sehr sympathische Besitzerin persönlich kennen zu lernen und ihr Land noch im selben Jahr zu erwerben. Wir brauchten eine Weile es zu realisieren: Der große Traum von einem eigenen Stück Land und der möglichen Selbstversorgung war buchstäblich aus heiterem Himmel in unser Leben gefallen!

Jetzt ging der ganze Spaß noch einmal von vorn los. Denn dadurch, dass der Pachtstreifen nun abseits der neuen, echten Grenzen lag, stand ein großer Umzug an: Obstbäume – und sträucher, Kastenbeete, Weingitter, die ganze Struktur samt Wassertanks und Materiallager musste auf unserem eigenen Land Platz finden. Eine neue Einfahrt wurde angelegt. Neue Wege, Windschutzhecken und Kulturbereiche wurden erschlossen und bepflanzt. Das war ein ganz schöner Brocken Arbeit; territorial gesehen fingen wir 2014/15 weitgehend noch einmal von vorn an. Inzwischen – Ende 2019 – sind die meisten Arbeiten dazu abgeschlossen und 10 Jahre nach dem ersten gesetzten Zaunpfahl, blicken wir voller Freude und auch Stolz auf unser kleines Paradies, unsere “Oase Goldammer”.

2009 – unser erstes Jahr:

2019 – der Bereich wie oben zu sehen, 2016 begannen wird dort mit der Erschließung:

Wilde Ecken, in denen nur selten Pflege stattfindet, sind wichtige Kleinbiotope:

Anja und ich machen gern Aufnahmen in der Natur, hier eine Auswahl.

Dieser putzige Julikäfer ist im siebten Rosenpollenhimmel.

Der extravagante Schwalbenschwanz ist ein vergleichsweise häufiger Gast.

Die Zeiten sind längst vorbei, in denen Maikäfer eine Plage waren. Ich bin froh über solche Momente.

Das zart-fröhliche, glöckchenhafte Gezwitscher der Stieglitze wirkt wohltuend auf die Seele

Auch die Weinbergschnecke fühlt sich inzwischen wohl.

Die friedfertigen Hornissen siedeln auch in bereit gestellten Höhlen und Kästen.

Der Kleine Fuchs auf einer Apfelminze

Tagpfauenaugen lieben Seidenblumen

 

2 Gedanken zu „Naturprojekt Oase Goldammer, Teil 1 (Ein Stück Platte)“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert