Naturprojekt Oase Goldammer, Teil 4 (Herausforderungen)

Die Goldammer gab uns die Inspiration für die Namesgebung unseres Naturprojektes

Mit einer ca. 8000m² großen Fläche und auf der Glindower Platte gelegen, charakterisiert eine Mischung aus wilden Bereichen mit Wiesen-, Baum- und Strauchbestand, (entstehenden) Wildobsthecken, kultiviertem Gartenland und kleinem Forschungsprojekt das Fleckchen Erde, das wir “Oase Goldammer” nennen.

Nachhaltigkeit, Respekt und Liebe für die Natur tragen ebenso wie der Wunsch nach einer zumindest teilweisen Selbstversorgung unser Naturprojekt. Die Entdeckung neuer (oder vergessener) Möglichkeiten eines friedlichen, gegenseitig Nutzen bringenden Miteinanders mit den Geschöpfen der Natur verlangt oft viel Vertrauen, Mut und Geduld.

Aller Anfang ist schwer, wenn man nicht als Kind von Bauern aufgewachsen ist. Umso mehr wurden wir von Anfang an geprüft, wie viel Liebe dafür in uns steckt.

Haltet den Dieb!
In den ersten Jahren wurde mehrfach eingebrochen und Werkzeuge, Pflanzen und sogar biologische Dünger wurden gemopst. Das verursachte ziemliche Bauchschmerzen. Mit der Zeit lernten wir offensiver an die Sache heran zu gehen, knüpften lokale Kontakte, beschilderten die Eingänge, der Zaun wurde öfter geprüft, wir rüsteten mit Überwachungstechnik auf – nicht billig aber wirklich sinnvoll. Und es gibt ein nettes Addon: schicke Tierfotos. So sahen wir natürlich auch, wenn (unerlaubt) Hunde ins Gebiet vordrangen, von allzu neugierigen Schweinchen auf zwei Beinen ganz zu schweigen. Seit dem Umbau der Einfahrt mit mehr Pufferzone hat sich auch das gebessert. Und wertvolle Geräte und Utensilien werden grundsätzlich nicht im Garten aufbewahrt.

Bleib bei Herrchen…
Anfangs kamen sie und gingen, wie es Herrchen oder Frauchen gefiel, doch das verträgt sich schlecht mit brütenden Fasanen und anderen schützenswerten Tieren. Die Arbeiten am Verbissschutz musste ich also ausweiten und die noch übrigen, freien Durchgänge mit Schildern und weiteren Kameras bewaffnen und et voilà ! Nun bleibt draußen, was keine Miete zahlt.

Setzt die Segel!
Wind, mehr Wind und… noch viel mehr Wind. Die exponierte Lage mit anfangs nahezu null Windschutz machte zahlreichen Pflanzungen, aber auch uns zu schaffen. Die anfängliche Verlustrate in den Obstpflanzungen war durch Temperaturschwankungen, besonders im Frühling, gar nicht lustig. Fällt der Wind mal aus, heizen sich windgeschütztere Bereiche sehr schnell auf. Spätfröste hauten so in manchen Jahren gleich Dutzende (Obst)Bäumchen um. Im Zusammenspiel mit dem eh schon nervigen Klimawandel ergeben sich wichtige Fragen für die Sortenwahl und, wie unter “Permakultur” beschrieben, wichtige gestalterische Aspekte.

Es schleimt, es frisst, es reicht.
So gern mal 20-30 Nacktschnecken pro m – Erinnerungen an Filme aus den 80ern àla SLUGS kommen hoch. Die ersten Gartenjahre waren sehr verschneckt. Nach einem Sommerregen barfuß ging gar nicht; es war das reinste Schleim-Minenfeld. Die Nacktschnecken lutschten beinahe alles von uns Gepflanzte an oder weg, inklusive Obstbäumchen und sogar den Echten Salbei (!). Heute, im Rückblick auf diese Erlebnisse, können wir darüber lächeln. Damals fanden wir es allerdings wenig lustig und es dauerte einige Jahre, bis durch regelmäßige Maht, das Anwachsen der Krötenpopulation und manchen Gärtner-Trick das Gebiet quasi “entschneckt” wurde. Heute leben die Schnecken als natürlicher Partner in Balance zum sich wandelnden Ökosystem.

Neulich im “Wilden Eber” …
Wenn man auf 140 Meter Bäume für den Wildbereich pflanzt und nach zwei Jahren stehen noch weniger als ein Dutzend, dann kommen neben dem Frust auch dringende Fragen auf. Tschipfel, häh? Der anhaltend hohe Verbissdruck zwang mich frühzeitig umzudenken. Wie die Förster es so machen, mochte ich aus Kostengründen nicht und Sepp Holzerz Vorschlag àla “Pflanze mehr, dann sinkt der Druck” funktionierte leider nicht. War es nicht das Mäuschen, war es das Kaninchen und war es das nicht, kam ein Reh und hatte das keine Zeit, war die Erde aufgewühlt und einst gesunde Jungbäume lagen in der Gegend herum: Rudi Rüssel war sich schubbern oder “fegen”, wie es im Fachjargon heißt.
Die Lösung kam mir durch Nachdenken und Ausprobieren: Als kleine freche Maus will man sich nicht das Schnäuzchen piksen und als borstige Wildsau oder scheues Rehlein nicht die Beine verrenken. BAM! Das ergab eine mechanische Abwehr mit dem, was vor Ort vorhanden ist: Brombeerschnitt eng um den Stamm und möglichst sparrige Äste weitläufiger um die Pflanzungen herum platziert, das geht. Macht Arbeit, ist aber dank Materialbeschaffung vor Ort sehr kostengünstig und über Jahre effektiv. Hier und da kann ein Sturm schon mal ein paar Äste umwehen, vor allem dann, wenn noch Laub dran ist. Mehr ist aber meist nicht nachzubessern. Habe ich keine Brombeere zur Hand oder auf das dornige Zeug keine Lust, setze ich am untersten Stammteil auch mal eine sogenannte Baumspirale ein. Die halten die kleinen Nager ebenfalls prima fern. Womit wir bei einem anderen Thema sind: Subterranischer Terrorplüsch.

Nicht alles Gute kommt von unten. Scher dich weg!
Wühlmäuse oder Schermäuse können auch bei uns richtig fiese Terroristen sein, denen ich von Anfang an viel Aufmerksamkeit, Geduld und Arbeit widme. Denn eines war immer klar: Auch Wühlmäuse sind nützlich und haben ihr Recht auf ein gutes Leben. Eine Weile war es sehr ruhig, es gab so gut wie keine Probleme, selbst in offenen Möhrenpflanzungen holten die Mäuse sich ihren verabredeten Anteil und dann war gut. 2017/18 änderte sich das und es gab wieder erste Opfer unter Obstbaumpflanzungen und vom Möhrenbeet blieben uns noch einige Blätter.
Hier helfen, will man nicht vergasen oder töten, anscheinend nur Geduld und Kreation. Einmal greifen die Biotope immer besser: Es kommen 2-3 Katzen täglich zum Teich und manchmal legen sie ihre Beute als Zeichen der Freundschaft auf einen Weg oder in eine Sitzecke – jummy. Da kann schon mal eine fette Wühlmaus dabei sein. Weiter leben Wiesel und andere Marderarten im Gebiet und räumen auf. Die Füchse bleiben meist draußen, sorgen dort aber sicher für ein Gegenspiel. Zahlreiche Bussarde und einige Falken fühlen sich seit Jahren wohl und sehen gut genährt aus. Die neu angebrachten Greifvogel-Sitzstangen sollen als zusätzlicher Anzreiz dienen. Das regelmäßige Abmähen der gefährdeten Bereiche macht es den natürlichen Mausfressern auf jeden Fall leichter, an ihre Beute zu kommen.
Doch das alles hindert manche Maus nicht daran, völlig unentdeckt und urplötzlich – meist mitten im Winter – einen Jungbaum in einen Zahnstocher für Elefanten zu verwandeln. Die auf dem Markt so erhältlichen Sachen wie Summer und Brummer mit Batterien haben bislang leider versagt. Giftköder, Fallen und auch Karbid sind nicht mein Fall.
Belibt nur noch eines: Akustische Abwehr. Es muss so sein, dass sie Mäuse nicht wieder kommen WOLLEN.
Akustische Abwehr, Geräuschabwehr gegen Wühlmäuse: Effektiv, wenn gewusst wie!
Es gibt im Handel bestimmte Geräuschgeneratoren mit Batteriebetrieb, die leider nichts brachten (“Wühlmausschreck” oder so). Eingegrabene Flaschen mit und ohne Windrad, na ja nett, aber umsonst.
In diesem Jahr (2019) griff ich eine alte Idee in die Richtung “Geräuschabwehr” wieder auf und machte Fortschritte. So habe ich etwas konstruiert, das seit dem Teststart im Juni erfolgversprechend wirkt. Einmal installiert, hat man bei voller Wirksamheit Ruhe, ohne Strom, jahrelang. Es braucht nur etwas Wind, mehr schadet aber auch nicht – es ist leicht, doch sehr stabil. Über den Winter teste ich meinen Wühlmausschreck an bereits befallenen Neupflanzungen und weiterhin in schon befreiten Bereichen weiter.

Wildkamera-Aufnahmen:

Jagdfasan-Päärchen

Wildkaninchen

Junges Rotwild

bitte anleinen!

Häh… ein Nusshäher? 😉

Neuntöter (Männchen)

Rotfuchs

Auch die Drossel mag unsere MSQ Devara

Waschbär am Teich

Fiep… ein Erdbeerdieb

Junger Fuchs

Dachs

… miau??

Mauswiesel am Teich

Fazit

Fasse ich all diese Herausforderungen der ersten 10 Jahre zusammen, habe ich vor allem das gelernt: Jeder Standort ist anders und Bücher und Ratschläge können den eigenen Lernweg nicht abnehmen. Anfangs wurde die “was alles NICHT geht” – Liste immer länger, inzwischen haben wir einiges ganz gut drauf und wir lernen immer weiter dazu. Dabei muss man auch schon mal über den Tellerrand schauen und Neues ausprobieren.

So lernte ich neben den konventionellen Grundlagen etwas über Wärmefallen, Mikroklima, Humuskreislauf, Wurmkompostierung, Geomantie, Homöopathie für den Garten. Der intuitiv arbeitende Teil in mir eröffnete mir die Kommunikation mit Devas (Tier- und Pflanzengeistern) und das fühlige Erkennen geeigneter Pflanzplätze – das geht dann schon in Richtung schamanischer Arbeitsweise. Das kann den rational planenden Gärtner in mir ziemlich heraus fordern.

Es lohnt sich jedenfalls immens, der Natur zuzuhören und von ihr als besten Lehrmeister zu lernen; es spart viel Kummer, Zeit- und Geld.

 

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