22. Oktober 2016 - zuletzt aktualisiert am 4. März 2021 Von Chris G. 1

Verbissschutz und Fegeschutz mit Brombeere

Brombeere, eine wilde Hecke mit kräftigen Dornen

Bäume zu setzen ist mir immer eine Riesenfreude, auch dann, wenn es außerhalb unseres Gartens, im Wildbereich oder in unserer noch recht neuen Streuobstwiese ist. Nach einigen Versuchen mit Certosan und Kaninchendraht bin ich zur Anfangsidee zurück gekehrt, auf die mich Sepp Holzer mit seinem Buch “Permakultur” vor Jahren schon brachte. Was könnte nachhaltiger sein, als das, was bereits üppig vorhanden ist und bei der jährlichen Pflege sowieso anfällt, gleich sinnvoll einzusetzen? Es geht hier also um einen natürlichen Verbissschutz und Fegeschutz  mit Hilfe der wilden Brombeere, die als ausgewachsene Hecke nicht nur jeden versuchten Dieb fernhält (der gerne Fotos von sich haben will), sondern auch Wildtiere, die gern die Rinde oder ganze Triebe unsere geliebten Pflanzungen weg fressen.

Die dornige Brombeere als Verbissschutz ist scheinbar ideal – natürlich und nachwachsend, dazu jahrelang effektiv gegen Mäuse, Kaninchen, Feldhasen, Rehe und hoffentlich auch Wildschweine.

Die größte Brombeerhecke im Wildgarten, vor Jahren nur einen Bruchteil so groß

Die wilde Brombeere (Rubus fruticosus) hatte bei uns schon einige Bereiche eingenommen, als wir 2009 als kleine und ahnungslose Pächter begannen. Uns war gleich klar und wurde durch unsere Beobachtungen Jahr um Jahr bestätigt, wie wertvoll so eine Hecke für viele Tiere ist, Singvögel inbegriffen. Die eine Hecke hat inzwischen derartige Ausmaße angenommen, dass ich bei aller Liebe rundherum um die inzwischen mehr als 10 Meter lange und breite Hecke dieses Jahr Pfähle als Grenzmarkierung einschlug und da entlang wie am Zaun die Brombeerhecke hoch erziehen werde, was einerseits die Erntemenge im Laufe der Jahre vervielfachen wird und andererseits den Aufwand natürlich ebenfalls. Doch nun ist es wie bei den Fadenalgen im Teich: Das anfallende Material ist wertvoll für mich und ich gehe freudevoll an die “Arbeit” heran. Mit dem, was übrig bleibt, kann ich wilde Hecken als Windschutz oder einfach wertvolle Biotope setzen.

Die ausschlaggebenden Impulse, meinen bisherigen Schutz der Jungbaumpflanzungen zu verändern, bekam ich in letzter Zeit durch Fegeschäden an einer Walnuss, Verbissschäden an Kiefern und Pfirsich, die offenbar nicht so verlässlich wie anfangs dokumentierte Wirkung des Certosan-Sprays sowie die Einsicht, dass unser Devara-/Friedensfeld zwar im Garten wunderbar, im Wildbereich jedoch nur teilweise verlässlich wirkt. Das liegt ganz sicher auch am deutlich höheren Verbissdruck. Da hadere ich doch glatt etwas mit “meinem Ego”, welches hämisch grinst: siehste, das haste vom tollen Harmoniefeld, wo immer mehr Tiere hin wollen, harhar. Ja, du mich auch.

Meine Erfahrungen mit Brombeere als Verbissschutz sind bisher gut. Beobachten konnte ich, dass die einzelnen Bäumchen, an denen ich seit 3 Jahren testweise dorniges Wildobst-Gestrüpp setzte, weitgehend von Verbissschäden verschont blieben. Wenn ich die Methode noch verfeinere, indem ich zum Beispiel dichter am Boden und dann am Stamm gezielt drum herum die Dornentriebe lege, müssten die kleinsten Nagetier wie Brandmaus wie auch die größeren Tiere wie Feldhase und Reh eigentlich fern bleiben. Wäre ich so ein Fresser, ich würde Pfoten und Schnute jedenfalls davon ganz sicher fernhalten. Was das Wildschwein angeht, nun, das wird sich zeigen. Der Nutzen als Scheuerleiste ist mit einer dornigen Ummantelung doch sicherlich weg.

Anlegen des Verbissschutzes bzw. Fegeschutzes um Jungbäume mit Brombeere

Dazu zeige ich dir hier einige Bilder, die eigentlich selbsterklärend sind:

Apfelbäumchen, Sämling

Apfelbäumchen, alte Sorte

Gingko

Süßkirsche (Hedelfinger)

Sommerlinde

Spitzahorn

Walnuss (Sämling)

Zuerst schneide ich natürlich die Brombeerhecke und wähle dann die Triebe oder Teile aus, welche feste Dornen haben. Frische Triebe scheiden also aus. Für die untere Schicht schneide ich etwa 30cm lange Teile, welche ich um den Stamm herum locker schichte. In das zu schützende Bäumchen verhake ich dann die längeren Triebe so, dass Stamm und wichtige Seitentriebe geschützt werden. So kommen Mäuse, Kaninchen und das Wild nicht mehr zum Fressen heran, lediglich bei bereits buschig wachsenden Bäumchen lasse ich hier und da auch mal einige Triebe ungeschützt. Ich hoffe, dass meine Methode auch die Wildschweine vom Fegen abhält.

Ein Aha-Effekt für Pflanzungen im Wildbereich
Übrigens bin ich durch meine Beobachtungen auf eine neue Idee gekommen, die mir zumindest bei Pflanzungen von Laub- und Nadelbäumen, vielleicht aber auch für Obst einiges an Arbeit und Sorgen ersparen könnte. In meiner kleinen Baumschule ziehe ich ja seit Anfang an alles mögliche heran, wie Ahorn, Kiefer, Unterlagen (Wildobst – Birne, Kirsche…)  und auch Hecken. Bei Fraßschäden viel mir öfter auf, dass wie beim Hecken- und Obstbaumschnitt unter der Verletzung sehr buschig neu austrieben, sofern sie dazu die Kraft hatten. Bei etwa 75% gelang dies, sogar im Hochsommer und auch bei ganz neuen Pflanzungen bis auf die Kiefer, die im ersten Jahr jeden Schaden sehr übel nahm. Da habe ich an den neuen Pflanzungen dieses Jahr wohl an die 90% verloren, aber mehr durch die Hitze und Trockenheit als durch Tiere. Dennoch, aus Schaden wird man klug.
Also ist meine Idee nun, bei aufzuziehenden Bäumchen sehr früh den Haupttrieb zu kappen und somit einen buschigen wuchs von Anfang an zu provozieren. Davon verspreche ich mir: a) genügend Seitentriebe, um Verbiss tolerieren zu können und b) weniger Attraktivität für Wildschweine, die ja am Haupttrieb (Stamm) fegen kommen und am Busch mit rundherum vorhandenen, nachgebenden Seitentrieben wohl kaum den gleichen Nutzen vorfinden. Bei Bäumchen, die wie eine unserer Sommerlinden von selbst auf diese Idee des buschigen Wuchses kam, ist das Kappen natürlich unnötig und nicht jede Pflanze spricht gleich gut an. Spitzahorn und Eschenahorn beispielsweise ließen sich bisher kaum zu buschigem Austrieb überreden, ganz im Gegensatz zum Feldahorn.