17. Februar 2018 - zuletzt aktualisiert am 29. September 2021 Von Chris G. 0

Essbare Eicheln im Test – alternative Selbstversorgung?

Das Wetter hierzulande stellt schon für zahlreiche klassische Obst- und Nussbäume eine wachsende Herausforderung da. Es wird bei der Esskastanie (Castanea sativa) besonders schwierig. Auch Sämlinge reifen zunehmend seltener aus, in exponierter Lage dürfte es kaum noch gelingen.
So bleibt es bei der Suche nach geeigneten Alternativen, die man vielleicht eines Tages auch hier günstig kaufen kann oder die sich sogar zum eigenen Anbau eignen. Solche Bäume setzt man natürlich für sich nur, um beim Großwerden zuzuschauen, aber mehr für künftige Generationen. Wie heißt es so schön: Wer an die Zukunft glaubt, pflanzt Bäume.

Essbare Eicheln – eine Alternative zu Esskastanien (Maronen) für die Selbstversorgung?

Quercus macrocarpa (Klettenfrüchtige Eiche) & Quercus michauxii

Die Eicheln habe ich neulich bekommen und günstig ist was anderes. 6 Samen (davon einer verschimmelt) für ca. 30 Euro, na solche Bäume will ich auch im Garten. Wer braucht da schon Bitcoins? Jedenfalls ist der Geschmack roh im direkten Vergleich zur heimischen Stieleiche kaum noch bitter (aber genug um richtig gesund zu sein, schätze ich) und nur wenig adstringierend, also auch ärmer an Gerbsäuren. Wenn man sie für Rohkostgerichte wässern will, dann genügt vielleicht schon das einmalige, kurzzeitige Ausschwemmen der restlichen, unerwünschten Stoffe.
Im Vergleich zu italienischen Maronen verlieren die Eicheln natürlich klar, halten aber ganz gut mit Sämlingen heimischer Maronen mit. Geröstet sind die Eicheln so weich wie Maronen zu bekommen und sind gut essbar, fast schon annähernd lecker. Gebraten, gegart mit Wild und Pilzen sind sie dann sicher eine brauchbare Alternative zu den Maronen, aber momentan bei den Preisen nicht gerade attraktiv. Ich habe sie nur so gegessen und in meinen Rohkostsalat eingemischt, auch okay. Und natürlich wäre zu überlegen, Mehr aus diesen Eicheln zu gewinnen.
Von den beiden getesteten Sorten ist Quercus macrocarpa mein Favorit, da milder im Geschmack, die Früchte haften nicht in der Schale und sie sind wirklich groß – 4 bis 6cm, das sind mal Eicheln! Die kleineren auf dem Bild, die Früchte von Quercus michauxii, sind etwa so groß wie die unserer heimischen Arten und lassen sich leider nur schwer von der Schale lösen.

Quercus macrocarpa
Herkunft: Ost-Kanada, Nordosten und Südosten der USA, südliche und nördliche Präriestaaten
Höhe: bis Bis 30, max. 50m hoher Baum
Form: Krone rundlich, mehr oder weniger regelmäßig
Die Blätter sind in Form und Größe sehr variabel. Der Standort sollte sonnig bis maximal halbschattig sein.
An den Boden stellt der Baum keine besonderen Ansprüche, er ist sehr frosthart und windfest. Allerdings wächst der langsamer als unser heimische Stieleiche, darum wäre ein Bestand zumindest anfangs mit Pflege verbunden, wenn in MIschpflanzung vorgesehen.

Da die angebotenen Bäumchen (z.B. bei Baumschule Eggert) sicherlich Sämlinge sind, kann nicht vorher gesagt werden, wie die Früchte des Baums mal schmecken werden. Hier lohnt sich dann nur, größere Pflanzungen vorzunehmen. Über eine erfolgreiche Vermehrung über sich selbst bewurzelnde Stecklinge ist mir noch nichts bekannt, da bleibt vielleicht nur der bei Obstbäumen bekannte Weg über Sämlinge als Unterlage und Stecklinge als Edelreiser von einem geeigneten Baum der Quercus macrocarpa.

Essbare Eichen-Bäumchen in meiner Baumschule

Update 2021/09
Der letzte, lange Winter hat mit seinen unter 20°C und Frost + Schnee in April und Mai zwei der Pflanzen dahin gerafft, alle anderen sind weiter am Wachsen. Nachdem ich alle in 11-l-Container gesetzt hatte, ist das Auspflanzen für 2022/23 geplant.
Im Vergleich zur heimischen Stieleeiche ist das Wachstum aller Sorten, auch der robusten Q. macrocarpa, relativ langsam. Es wird also noch einige Jahre brauchen, bis ich Aussagen zur Fruchtqualität machen kann, auch wenn die kleinwüchsige Sorte schon früher tragen soll.
Zur Vermehrung noch ein Update aus diesem Jahr (2021):
Normale Stecklinge haben bisher nie funktioniert. In diesem Jahr konnte ich allerdings erfolgreich sehen, dass die Stieleiche positiv auf das Abmoosen reagiert. Somit haben wir also diese Option wahrscheinlich auch bei den essbaren Zeitgenossen.