Blattlausplage im Frühling – Sinn und Abhilfe
Ausnahmezustand! Die Blattläuse vermehren sich in diesem Frühling ungewöhnlich stark und spielen “occupy garden”. Nach den Eisheiligen legen sie sogar noch einen drauf und Tag um Tag explodiert förmlich der Bestand an Blattläusen auf unseren Obstbäumen, insbesondere an Steinobst wie Zwetschge, Aprikose und Pfirsich. Aber auch Wildobst wie Holunder wird nicht verschont.
Blattläuse leben auf Pflanzen und entziehen ihnen durch ihre Saugtätigkeit Wasser und Nährstoffe, was auf die betroffenen Pflanzen schwächend wirkt. Dazu kommen Aussagen von Obstbauern und Pflanzenschutzexperten, dass Blattläuse auch Krankheitserreger übertragen, darunter gefürchtete Erreger wie das Sharka-Virus und die Phytoplasmose (ESFY, European Stone Fruit Yellows).
An den Blattlauskolonien sind meist auch zahlreich Ameisen vertreten, darunter die besonders relevante Ameisenart Lasius brunneus (Braune Wegameise, Rotrückige Hausameise), die in besonderer Beziehung zu Blattläusen steht.
Dabei steht besonders in diesem Mai für mich die Frage im Raum: Warum dirigiert Mutter Natur dies so? Was ist der Sinn dieser (hoffentlich zeitlich begrenzten) Überpopulation von Blattläusen, die das Potential zu ernsthaften Schäden an Obst- und anderen Kulturpflanzen hat? Vor Beantwortung der Frage schnell ein paar Infos zur genannten Ameisenart:
Lasius brunneus – Braune Wegameise, Rotrückige Hausameise
Dass Ameisen sich von den süßen Ausscheidungen der Blattläuse ernähren ist bekannt. Die kleine Ameisenart Lasius brunneus (Braune Wegameise, Rotrückige Hausameise) geht dabei noch weiter und hält sich die Blattläuse gewissermaßen als Vieh. Die Ameisen tragen die Läuse sogar zu neuen Nahrungsquellen, “melken” sie vor Ort und verteidigen sie gegen Marienkäfer und andere Nützlinge.
Lasius brunneus betreibt intensiv Trophobiose mit Blattläusen. Die Ameisen nutzen die Blattläuse als Nahrungslieferanten. Sie klopfen (betrillern) mit ihren Fühlern auf den Hinterleib der Blattläuse, wodurch diese ein süßliches Sekret absondern. Die Ausscheidung (Honigtau) der Blattläuse wird von den Ameisen mit den Mundwerkzeugen (Mandibeln) aufgenommen und im Kropf zur Versorgung ins Ameisennest getragen. Dort wird das Sekret an andere Ameisen weitergegeben. Sie ernährt sich nach älteren Angaben[1] lediglich von den Ausscheidungen der Blattläuse. Im Gegenzug verteidigen die Ameisen die Blattläuse gegen natürliche Feinde, wie Marienkäfer-Arten und ihre Larven. Weil Laubbäume im Herbst die Blätter verlieren, nimmt die Zahl der Blattläuse stark ab. Hierdurch sinkt das Nahrungsangebot an Honigtau, was zu einer Winterruhe im Ameisenstaat führt. https://de.wikipedia.org/wiki/Braune_Wegameise
Blattlausplage: Was steckt dahinter?
Da mir klar ist, dass nichts in der Natur ohne guten Grund geschieht und mein Verstand kaum in der Lage ist, ohne das Wissen um die geistige Führung hinter dem weltlichen Geschehen den ganzen Sinn zu erfassen, ließ ich es eine Weile so gelassen wie ich konnte zu, dass sich die Blattläuse weiter vermehren. Angesichts der welkenden Triebe an meinen lieben Aprikosen und Zwetschgen entscheid ich mich zwischendurch für einen Schnelleingriff an den kritischen Stellen. Doch dann dämmerte es mir bei einem Gang durch den Garten, nachdem ich mit unserer Devara gesprochen hatte und um Führung zu dem Thema gebeten hatte. Nachdem ich dann gewissermaßen zu einigen Bäumen mit starkem Befall geführt wurde, ging mir ein kleines Lichtlein auf, das ich im Trubel der Sorgen vergessen hatte.
…
Die Natur sorgt stets für einen Ausgleich. Die kalten Eisheiligen ließen in diesem Jahr viele Blüten(knospen) absterben und deren Neubildung braucht Zeit. Ohne genügend Blüten fehlt es an Nektar und Pollen, auf die zahlreiche Insekten und so auch die Bienen aber angewiesen sind. Mutter Natur sorgt für die Erste Hilfe und pragmatisch wird dabei das kleinere Übel gewählt. Mit ihrer unglaublichen Vermehrungsrate sprangen die Blattläuse gewissermaßen in die Bresche, wohlwissend um die folgenden, unschönen menschlichen Emotionen und Gewaltakte, denen sie ausgesetzt sein würden.
[ Kleines Update am 4. Juni. Habe ein Foto einer Marienkäferlarve eingestellt. Seit die Linden blühen, sind mehr und mehr Marienkäfer, -larven und Florfliegenarven zu sehen. ]
Doch wer trägt die Verantwortung für die Probleme wirklich?
Meine Sicht:
Wenn eingeschleppte Krankheitserreger durch Blattsauger übertragen werden, liegt es am Eingriff durch den Menschen (globaler Handel). Hier ist es wirklich schwer, natürliche Lösungen abseits eines Massensterbens zu finden. Vielleicht braucht es einfach mehr Zeit (und Selektion) und bis dahin leidet auch der Mensch unter dem Problem, durch Verlust und teure Gegenmaßnahmen.
Wenn Schadspinner wie die Nonne über Kiefernbestände herfallen, liegt das am Menschen (Monokulturen, Plantagen statt Wälder). Die Natur will hier lediglich unnatürliche durch natürliche Wälder ersetzen und wenn der Mensch das nicht kapiert, gibt es die harte Keule.
Die Natur initiiert stets und sehr beharrlich Korrekturversuche und es liegt an mir als Gärtner, diese einfache Weisheit stets im Herzen zu bewahren und das Wissen darum jederzeit in meine Betrachtungen, Motive und Taten so vordergründig wie möglich einfließen zu lassen. Da sehe ich mich trotz aller Fortschritte weiterhin als Schüler, der weiß, was er nicht weiß.
Schnelle Abhilfe bei Blattlausplage ohne harte Chemie
Direkt vor Ort ist ein Eingriff manchmal erforderlich, denn wir will schon zusehen, wie ein eh schon z.B. durch Forst angeschlagenes Bäumchen dann noch durch Blattläuse halbtot gesaugt wird und/oder Folgekrankheit sich ausbreiten kann. Dass in unserem Garten Gifte eingesetzt werden, stellt eine enorme Ausnahme da und geschah in 10 Jahren exakt dreimal, wobei “hart” für biologisch steht.
Klassiker bei Blattläusen: Kernseife und Fit
Hierbei wird das Mittel in geeigneter Dosierung in Wasser aufgelöst und diese Lauge direkt auf die befallenen Blätter, Blattunterseiten und Triebe gespritzt, am besten mit einer üblichen und einfachen Gartenspritze aus dem Handel. Die Wirkung richtet sich nur gegen die Läuse, ihre Eier werden nicht abgetötet. Eventuell muss die Behandlung also wiederholt werden.
Noch unklar ist für mich die Wirkung auf andere Insekten, z.B. Marienkäfer und ihre Larven sowie Florfliegenlarven (Blattlauslöwen).
Support durch Ameisen stoppen: Leimringe
Weil die Ameisen wie geschildert die Blattläuse schützen, müssen sie von denen ferngehalten werden. So können die natürlichen Blattlausfresser Einzug halten. Die am Baum schon vorhandene Ameisen lassen sich nach genügend Absteigeversuchen vom Baum fallen und kommen nicht zurück.
Die üblichen Leimringe zum Anbinden sind bei dickeren Stämmen sinnvoll, bei Jungbäumen halte ich den per Pinsel aufstreichbaren Raupenleim für die bessere Wahl (siehe Bild).
Leimringe sind eine rein passive Unterstützung und schützen Obstbäume weiterhin vor Frostspannern und anderen Insekten, die den Stamm hochkriechen.
<!– Update Anfang Juli: Raupenleim löst Rinde auf?!
Habe an einer jungen Wildaprikose entdeckt, dass der Raupenleim der Rinde direkt oder indirekt schadet. Die Rinde ist unter dem Leim heller und nach vorsichtigem Ablösen des Leims mittels Papier weich, teil schon aufgelöst und vom Kambium wie Papier abziehbar. Das Kambium sieht gesund aus, liegt nun aber frei. Muss den Baum wohl unter dem Leimring zurück schneiden, da Infektionen kaum auszuschließen sind.
Habe an einem jungen Apfelbaum keine derartigen Schäden feststellen können. Kontrolliere noch den Restbestand.
Erkenntnis: Leimring bei Jungbäumen besser nur auf vorher passend zugeschnittenes und am Stamm befestigtes Papier aufbringen oder mittels Spritzung / homöopathisch gegen Ameisen und Blattläuse vorgehen. Ist der Stamm unregelmäßig und entstehen dadurch Schlupflöcher unter dem Papier, könnten Schaumstoff o.ä. hier als “Lückenfüller” helfen.
Update Ende –>
Ameisen und Blattläuse langfristig fernhalten: Homöopathische Mittel Camphora und Cimicifuga
Zu meinen bisherigen Versuchen zur Homöopathie im Garten kannst du u.a. in diesem Beitrag nachlesen.
Mein bisheriges Fazit ist, wenn man an die Lebensdauer der Globulis von 2-3 Jahren denkt und rechtzeitig die Auffrischung vornimmt, ausgesprochen positiv.
Übrigens sind zwei in 2018 behandelte Pflanzen, ein Pfirsich und eine Rose – beide waren stark befallen – immer noch komplett frei von Blattläusen. Die Rose steht dabei direkt unter einem stark befallenen Pflaumenbaum! Hier zeigt sich wieder, dass ein einmal “eingeschwungenes biologisches System” in der Lage ist, diesen Zustand eine Zeitlang beizubehalten. Und das wiederum zeigt auch die große Verantwortung auf, die wir selbst mit so “sanften” Methoden auf uns nehmen. Denn ein gezielter Eingriff in ein lebendiges System verändert dieses. IMMER.
Jeder Eingriff bedeutetet Verantwortung
Wenn liebgewonnene oder aus Sicht eines Selbstversorgers oder gar Erzeugers lebenswichtige Pflanzen leiden, ist es ganz natürlich, wenn die Sorgen über das Urvertrauen die Oberhand gewinnen. Dennoch trägt man mit jedem Eingriff auch die Verantwortung dafür. Was die Natur in langen Zeiträumen aufeinander eingespielt und ausbalanciert hat, bringt der Mensch mit durchaus auch guten Absichten schnell durcheinander, längst in globaler Größenordnung. Kein Wunder also, wenn die Natur scheinbar (!) Nachhilfe braucht. Doch eigentlich sind WIR es, die auf der Schulbank sitzen und Mutter Natur aufmerksam zuhören sollten. Leider ist die Stimme der Vernunft leise und die des Egos laut. Da kann es schwierig sein, etwa angesichts eines drohenden Ernteausfalls, mit Weisheit und Geduld auf naturgenmäße Lösungen zu setzen. Ist eine Bedrohung ausgemacht, will man sie schnell beseitigen, allzu verständlich. Doch am Ende entscheidet jeder von uns mit jeder kleinen Tat mit, wie das große Spiel der Menscheit auf Erden weiter geht. Den langen Atem hat aus meiner Sicht die Weisheit und nicht das Ego. Aus einer größeren Perspektive sind wir vielleicht wie Blattläuse auf einem Baum namens Erde und wehe, wenn der Gärtner kommt.
Nur mit Weisheit können wir die Verfehlungen der Dummheit in die Erlösung bringen. Wiederholungen in der Dummheit führen nur zu Wiederholungen im erfahrenen Schmerz. Das gilt für individuelle Erfahrungen ebenso wie für kollektive, für den Hausgarten ebenso wie für Kiefernplantagen und eigentlich alles im Leben. Wie heißt es so schön: Wer sich der Geschichte nicht erinnert, ist dazu verdammt, die zu wiederholen.
Und hierzu passen natürlich auch Sepp Holzer und Viktor Schauberger wieder sehr gut: Fühle dich hinein in die Zusammenhänge in der Natur und handle entsprechend, also: Zuerst kapieren, dann kopieren!
Auf ein naturgerechtes Gärtnern und uns allen dabei viel Geduld, Weisheit und Erfolg,
euer Christian