16. Juni 2017 - zuletzt aktualisiert am 4. März 2021 Von Chris G. 0

Mückenschutz – Pflanze mit hoher Wirkung: Storchschnabel

Sommerzeit, Zeit für Mücken – von wegen Frau Merkel sei ein Problem (und die Dame guckt auch immer so blutleer, mhm). Mit dem warmen Wetter, an Gewässern und an feuchteren Tagen ganz besonders kommt die Stechmücke so richtig in Fahrt und macht aus so manchem Naturliebhaber eine gequälte Seele. Vor allem als Nichtraucher ist man der Gearschte, denn auf Tabakgeruch und/oder Nikotin (Nervengift) stehen die Stechmücken natürlich nicht; sie sind zwar biologisch, aber sie sind nicht blöde.1
(Ist schon ein spannendes  Konzept, das mich als Biogärtner daran erinnert, wie uns anfangs die Schnecken aus scheinbar der ganzen Umgebung aufsuchten – “die spritzen nicht, da ist es lecker und gesund, hol die ganze Sippe her!” – ja, ganz super.)
Zum Glück gibt es auch ohne teure und eventuell nicht unbedenkliche Möglichkeiten, sich vor Mückenstichen zu schützen und ich möchte hier eine aus eigener Erfahrung wirksame vorstellen.


Fortuna lächelt,

doch sie mag nur ungern voll beglücken.
Schenkt sie uns einen Sommertag,
so schenkt sie uns auch Mücken.
Wilhelm Busch

Tja, nur manches will man einfach nicht mal geschenkt haben. Dazu gehören Blutsauger wie Stechmücken auf jeden Fall, außer vielleicht in ihrer Larvenform als wertvolles Fischfutter im Aquarium. Ach, das waren Zeiten…

… okay zurück zum Feldversuch in Sachen “Mückenschutz Pflanze”. Es gibt im Pflanzenreich so manchen Kandidaten, mit dessen Hilfe Mücken erfolgreich abgewehrt werden sollen, wie zum Beispiel Tomatenpflanze und Lavendel. Bei uns hat dies noch nie zuverlässig funktioniert, weder am Fensterbrett noch am Campingzelt oder damit eingerieben. Und die Walnussbäume – worauf viele Gärtner als Mückenschutzmittel schwören – sind noch zu klein. Doch zum Glück probierten wir vor einigen Jahren mal den Storchschnabel aus.

Storchschnabel – der perfekte Mückenschutz?

Storchschnabel

Der Storchschnabel verrät durch seinen wissenschaftlichen Namen (Geranium robertianum) bereits seine Verwandtschaft zur Geranie, was wir an seinen Blättern und den hübschen, aber vergleichsweise kleinen Blüten leicht erkennen können.
Noch kleinere Blätter und Blüten hat übrigens der heimische Wiesen-Storchschnabel Geranium pratense), der ebenfalls ausdauernd, also eine Staude ist.

In der Heilkunde gilt der Storchschnabel übrigens bei Hautproblemen und für das Verdauungssystems als nützliche Heilpflanze.
Die anspruchslose Pflanze gedeiht auf leichten und schweren Böden, mag es eher halbschattig, hält aber Trockenheit problemlos aus.

Was ihn für mich allerdings zum Mückenmittel der Wahl macht, ist sein Duft. Dieser strömt weniger von seinen Blüten als von unzähligen Härchen an seinen Stängeln aus. Der Geruch ist so herb, sodass er auch oft “stinkender Storchschnabel” genannt wird. Aber wen kümmert es, wenn es dabei wirkt? Leiden fördert bekanntlich neue Toleranzgrenzen für andere Leiden oder ganz im Sinne der Necromonger²: Ein Schmerz wird durch einen anderen gelindert, oder so ähnlich.

Eine Nacht unter freiem Himmel ist eine fantastische Sache, wenn da nur nicht diese kleinen Blutsauger mit ihrem nervtötenden Sirren wären, die einem jedes Mal einen kleinen Adrenalinstoß versetzen können. In einer schönen Sommernacht, in deren Verlauf es überraschend feucht am Boden wurde, lagen Anja und ich entsprechend wach versuchten immer wieder vergeblich, die kleinen Biester auf Abstand zu halten. Wie “erfolgreich” das ist, weißt du bestimmt auch. Und so überlegten wir, was mir wegen der anrückenden Mückenhorden für Möglichkeiten hätten, außer sich wie eine Mumie einzurollen. Da es dafür zu warm war und wir auch chemische Antimückenmittel gar nicht stehen, testeten wir uns die uns bekannten Empfehlungen aus dem Pflanzenreich durch. Lavendel brachte gar nichts, außer dass wir selbst nun ganz zauberhaft dufteten. Die Mücken fanden es lecker, so eine Blutmahlzeit im Lavendelrausch. Dann kam die Tomate, also rieben wir uns mit einigen Stängeln vorsichtig ein (wir wollten die Pflanzen ja noch beernten). Die ersten vielleicht 20 Minuten schienen sich die Mücken auf Abstand zu bewegen, dann kamen sie wieder.

Also zupfte ich letztlich einige Blätter des Storchschnabels an einer schattigen Stelle hinter einem Haselbusch. Ich rieb mich testweise zuerst ein wenig an Stirne und Nacken ein und .. wow! Schlagartig war kein Mückensirren mehr zu hören und wir konnten einschlafen – na zumindest für eine Weile, dann kamen einige junge Füchse auf die Idee, auf dem Feld nebenan Rabatz zu machen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wir hatten mit dem Storchschnabel jedenfalls unsere Superwaffe gegen die Stechmückenplage endlich gefunden. Der Duft vertreibt Mücken offenbar auf einen Meter oder so, denn Anja musste sich nicht einmal selbst einreiben. Also ist auch das Anpflanzen in der Nähe von Bungalowtüren etc. sicherlich sinnvoll.
Ich erinnere mich jetzt auch, dass wir den Tipp vor Jahren einmal von einer freundlichen älteren Dame erhielten, die in der Sternkirche arbeitete, dass war in der Zeit des Tauschrings in Potsdam.

Stechmücken im Garten – oder wie aus einem Veganer ein Blutsauger wird

Vorbeugen ist besser als heilen! Stechmücken legen ihre Eier an den Rändern von (Kleinst)Gewässern ab, darunter Gartenteich, Regentonne und stehende Pfützen. Die Larven sind schwarz und hängen mit ihrem Atemrohr die meiste zeit an der Wasseroberfläche. Bei Bewegung huschen sie – oft im Rudel – schnell für eine kurze Zeit nach unten. Sie fressen Schwebteile im Wasser, sind also Veganer (lach). Erst mit der Verpuppung wandelt sich ihr Innenleben und nach dem Schlüpfen ist ein gieriger Nicht-Veganer aus ihr geworden – und zwar schlimmer als ein Fleischesser, ein Blutsauger! Der erste Archont machte sich wohl mal wieder einen perversen Spaß und ließ ein freundliches, göttliches Wesen zu diesem Viech mutieren. Das ist selber sicher nicht glücklich damit, denn Liebe erhält es von uns Menschen wohl kaum. Armes Ding.

Die Stechmückenlarven leben also im Wasser, sie atmen aber Luft. So kann eine Lösung sein, die Wasseroberfläche mit Styropor oder Folie zu bedecken. Im Gartenteich geht das natürlich nicht und wenn der als Naturteich angelegt ist (und damit Fische wohl oft fehlen), kommen trotz zahlreicher Fressfeinde wie Wasserskorpion oder Libellenlarven immer zahlreiche Stechmückenlarven durch.
Eine Möglichkeit wäre es, einige Bitterlinge einzusetzen. Die können sich ohne die Anwesenheit von Teichmuscheln, in die sie ihre Eier ablegen, nämlich nicht vermehren und so kann man das biologische Gleichgewicht erhalten. Weiterhin sollte es keine warmen Flachwasserzonen geben, wo sich die Mückenlarven am liebsten verstecken (Beschattung kann eventuell helfen). Das widerspricht leider dem Konzept eines richtigen Naturteichs, wie ich selbst weiß.

Und eben darum reibe ich mich lieber mit dem Storchschnabel ein – mein natürlicher Schutz vor Mückenstichen.

Ich wünsche dir viel Erfolg beim Ausprobieren!

So, es wird hell. Nach dem schönen Nachtregen – gestriger, massiger Chemtrailsausbringung zum Trotz – ruft die schlanke und echt scharfe Frau Schröckenfuchs³ nach mir.

Links:
Storchenschnabel auf heilkraeuter.de

*1) Anspielung auf eine Szene in “Aliens – die Rückkehr”, in welcher der Androide Bishop sagt: “Sie können mir glauben, dass ich lieber hier bleiben würde. Ich bin zwar synthetisch, aber ich bin nicht blöde.”
*2) Rüpelhafte Sekte aus dem Film “Riddick – Chronicken eines Kriegers” mit recht unschönen Rekrutierungsmethoden
*3 Schröckenfuchs – meine Handsense, schlank und scharf! Früh am Morgen ist das Mähen am besten.