Blattläuse! Leimring gegen Ameisen und Blattlausplage
Es ist Mai. Für eine vorbeugende Behandlung, etwa mit Schachtelhalmpräparat oder -Globuli, ist es zu spät. Und da sind sie wieder, die gefühlt Millionen kleiner Plagegeister, wie aus dem Nichts. Meist samt Ameisen, die munter den Stamm hoch und runter wetzen und im jungen Laub ihre “Kühe melken”: Die Blattläuse sind wieder da!
Bei meinen neuerlichen Kundenprojekten fiel mir auf, dass oftmals zwar die handelsüblichen Leimringe angebracht sind, diese aber vollkommen nutzlos sind! Die Ameisen drangen trotz Leimring in die oberen Bereiche des Baums vor. Meine Methode funktioniert besser.
Eine auftretende Blattlausplage hängt oft mit Ameisen zusammen, welche die Blattläuse vor ihren wichtigsten “Fressfeinden” beschützen, das sind Marienkäfer und ihre Larven, Florfliegenlarven (“Ameisenlöwen”), Schwebfliegenlarven und Ohrkneifer. Wobei letzterer noch die besten Karten hat, da er meist erst in die Dämmerung hinein jagen geht, wenn die meisten Ameisen schon wieder im Bau sind.
Wenn du viel Glück hast, kommen Deutsche Wespe oder Gemeine Wespe vorbei und naschen Blattläuse samt Ameisen komplett weg. Das sieht man leider zu selten.
Was also liegt näher, als die Natur machen zu lassen? Es müssen quasi nur die Söldner der Blattläuse außen vor gelassen werden, der Rest erledigt sich von ganz allein.
Warum beschützen Ameisen die Blattläuse?
Die Blattläuse sondern ein für Ameisen nahrhaftes Sekret ab, dass wir Zweibeiner “Honigtau” nennen. Die Ameisen betrommeln mit ihren Fühlern die Blattläuse, um sie zu mehr Aktivität und damit Ausscheidungen anzuregen. Darum gilt: Je mehr Ameisen an Blattlauskolonien herum wuseln, desto schlechter ist das für den Baum. Sogar einen wilden Holunder kann das zeitweise in die Knie zwingen, auch wenn er sich nach einer Weile erholt.
Welche Schäden können am Obstbaum durch eine Blattlausplage entstehen?
Durch den Entzug von Wasser und Nährstoffen, welche die Blattläuse dem Baum nach ihrem Stich saugend entziehen, wird der Baum mitunter stark geschwächt. Wachstum und Fruchtentwickling werden behindert. Nicht nur befallene Blätter, sondern ganze Partien frischer Triebe können absterben.
Auf den Ausscheidungen der Blattläuse, dem Honigtau, entstehen Rußpilze, welche die Blätter des Baums erkranken lassen und zum Absterben bringen können – eine weitere Schwächung. Der Effekt kann besonders auf befallenen Birnenbäumen beobachtet werden: Die Blätter werden braun, dann schwarz und fallen irgendwann ab. Das ist dann also nicht der gefürchtete Bakterienbrand.
Zu guter Letzt wird die Plage um sich greifen und auch auf junge, anfälligere Bäume übergehen. Denn Blattläuse vermehren sich rasent schnell, wie Wasserflöhe bis zum Spätsommer nur über weibliche Tiere. Weibliche Blattläuse können fliegen, sind also nicht auf die Verbreitung durch Ameisen angewiesen.
Leimringe gegen Ameisen und Blattläuse – die Natur machen lassen
Es hilft sehr, einen Leimring am Stamm anzubringen. Aber Achtung! Es darf zwischen Leimring und Rinde keinen Zwischenraum geben, welchen die Ameisen nutzen könnten.
Meine Methode:
Daher klebe ich lieber Kreppband um den Stamm und streiche darauf Raupenleim, als die vergleichweise teuren Fertigleimringe zu nehmen. Wenn die Rinde sehr uneben ist, klopfe und schleife ich überstehende Partien ab, manchmal fülle ich Vertiefungen mit Baumharz u.ä. auf. Wie gesagt, es darf keine Zwischenräume geben.
Übrigens kannst du den Leimring auch weiter höher platzieren, Hauptsache vor den ersten Verzweigungen. So muss die Baumscheibe nicht dauernd kurz gemäht werden. Denn über jeden hohen Halm, jedes hohe Kraut finden Ameisen oft ihren Weg in die Baumkrone. Hochstammveredlungen sind dabei natürlich in der Regel ausgenommen :).
Einfacher und effizienter geht es meiner Erfahrung nach nicht, eine Blattlausplage durch eine “Blockade der Ameisenstraßen” schnell und nachhaltig zu beenden. Oft schon binnen 1-2 Tagen kommen Marienkäfer und andere Nützlinge zurück, legen Eier und schnell ist Schluss mit der Blattlausplage. Bei starkem Befall kannst du vor (!) dem Anbringen des Leimrings eine Spritzung durchführen, etwa mit einer Brennnesseljauche oder Eichenlaubjauche.
So ein Ring aus Raupenleim hält meist den Rest der Saison. Prüfe das aber ab und zu, vor allem bei viel Wind! Denn herum fliegende Samen und Laub können am Leim kleben bleiben und so kleine Brücken entstehen lassen, welche die Ameisen nutzen würden. Denn die sind nicht so doof wie sie klein sind und schauen immer mal wieder, ob die Blockade noch hält ;).
Übrigens: Streiche den Leim nicht direkt auf den Stamm junger Bäume. Die noch recht dünne Rinde kann sich unter der Chemie, vor allem bei Sonneneinstrahlung, auflösen. Ein guter Weißanstrich wiederum kann eine Alternative sein, vor allem mit dem Arboflex Profianstrich.